STORY: Intimer Jazzgenuss im Zuger Untergrund

POI und Infrastruktur

Jazz, Cocktails, Comedy und Cabaret – im «Hidén Harlekin» taucht das Publikum in eine andere Welt ein und kann – japanisch angehaucht – dank Kevin Tarō Bicker analog entschleunigen.

Hiden Harlekin

SW: Das grosse Geld lockt kaum, wenn man in einer Kleinstadt einen Jazz-Club gründet. War es Leidenschaft, die Sie dazu bewog, Ende 2022 mit dem «Hidén Harlekin» zu starten?
KTB: Ja, aber auch die Finanzen müssen stimmen. Ich trage schliesslich eine Verantwortung, bezahle Löhne für mein Personal und möchte auch als Betreiber monetär nicht zu kurz kommen. Der Laden muss also laufen. Und er läuft! Von unseren Gästen hören wir immer wieder den gleichen Satz: Zug hat auf diesen Club gewartet.

SW: «Jazz Kissa» lautet das Motto. Wachgeküsst vom Jazz – oder was ist gemeint?
KTB: «Kissa» bedeutet auf Japanisch Teeladen. Jazz Kissas sind also Orte, wo man Jazz hört und Tee trinkt. In Städten wie Kobe, Tokio, Osaka, Kyoto und Yokohama trafen sich schon vor Jahrzehnten Musikliebhaber, um gemeinsam Schallplatten zu hören, denn längst nicht jeder konnte sich LP und Abspielgeräte leisten. Diese Treffpunkte waren Teil einer allgemeinen Begeisterung für die westliche Kultur und Musik. Der Zweite Weltkrieg unterbrach den Erfolg der Jazz Kissas, denn Jazz war nun «the music of the enemy». Doch die Fangemeinde der Kissas hielt ihre Plattensammlung während des Kriegs versteckt. In den 1950er-Jahren erwachte die Szene dank der stationierten Soldaten aus den USA erneut und lebt bis heute.

SW: Im «Hidén Harlekin» gibt es nicht nur Tee und Sound von Schallplatten. Bekannt ist der Club auch für Live-Konzerte und Cocktails.
KTB: Korrekt. Mittwoch und Freitag gibt es Live-Jazz. Beim Programm arbeiten wir mit lokalen Musikern zusammen, ebenso mit den Jazzakademien in Luzern und Zürich. Wenn keine Band spielt, laufen Vinylplatten: Miles Davis, Frank Sinatra, Ella Fitzgerald, Sarah Vaughn, Duke Ellington, Billie Holiday usw. Wir verstehen uns als «listening bar», einen Ort, wo Musik nicht einfach im Hintergrund läuft, sondern wo man eine Platte sorgfältig aus dem Cover zieht, auf den Plattenteller legt, der Musik lauscht, sich für das Genre interessiert und so seinen musikalischen Horizont erweitert. Musik wird hier zelebriert.


Wollen Sie mehr erfahren? Für unser Destinationsmagazin #inlovewithzug hat Sabine Windlin Kevin Tarō Bicker im Hidén Harlekin getroffen. Im Download-Link finden Sie das ganze Interview.

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